Armer Vater:
»Ich brauche ein regelmäßiges Gehalt.«
Reicher Vater:
»Ich brauche kein regelmäßiges Gehalt.«
Phantomeinkommen lässt sich ungefähr so gut beschreiben wie ein Gespenst. Dies ist ein ausgesprochen wichtiges Kapitel, und ich habe mich nach Kräften bemüht, es verständlich zu formulieren. Phantomeinkommen ist das Einkommen der Superreichen. Die wenigsten wissen, dass es so etwas überhaupt gibt.
Hier mein Vorschlag: Wenn Sie das vorliegende Kapitel verwirrend finden,tun Sie sich doch mit einem Freund zusammen, der ein guter Rechner ist, lesen Sie dieses Kapitel jeder für sich und sprechen Sie im Anschluss darüber. Ist Ihnen das Konzept des Phantomeinkommens dann immer noch nicht klar, reden Sie mit einem Steuerberater. Versuchen Sie unbedingt, dieses wichtige Thema zu verstehen. Ohne die richtige Finanzbildung sind die meisten Menschen blind für Phantomeinkommen. Dieses Kapitel ist so wichtig, weil Phantomeinkommen das Einkommen der Reichen ist.
Finanzwissen für Fortgeschrittene
Als ich 1973 aus Vietnam zurückkam, riet mir mein reicher Vater, mit Kursen über Immobilienanlagen in meine Finanzbildung einzusteigen. »Ich soll eine Maklerlizenz erwerben?«, fragte ich. Mein reicher Vater lachte und entgegnete: »Nein. Das ist etwas für Leute aus dem S-Quadranten. Was du brauchst, sind die Grundlagen für den I-Quadranten.«
Immobilienmakler arbeiten für ordentliches Einkommen. Es sind die Immobilieninvestoren, die für Portfolio-Einkommen und passives Einkommen arbeiten. Es spricht nichts gegen eine Maklerlizenz, aber die meisten Immobilienmakler sind selbst keine Investoren. Damals war ich noch Marineflieger. Eines Nachts kam ich nach einem späten Einsatz in meine Wohnung nach Waikiki zurück. Es war schon spät und ich schaltete den Fernseher ein. Da lief gerade ein Werbespot über Kurse in Immobilienanlagen. Er versprach vollmundig, dass man lernen konnte, wie man »ohne Eigenkapital« Immobilien erwirbt. Da man als Marineflieger nicht so viel verdiente, wollte ich gern wissen, wie man auf Hawaii – einer der teuersten Lagen der Welt – ohne eigenes Geld Immobilien kaufen konnte. Ich rief also die Nummer auf dem Bildschirm an und buchte eine kostenlose erste »Schnupperstunde«.
Dort traf ich viele Menschen wie mich, die Orientierung suchten und genug hatten von ihren Achtstundenjobs. Der Kurs, für den wir angeworben werden sollten, dauerte drei Tage und kostete 385 Dollar – für mich damals ein Vermögen, fast die Hälfte meines Monatsgehalts als Marinepilot. Als ich meinen reichen Vater fragte, ob er es gut fand, dass ich so einen Kurs besuchte, lächelte er nur und sagte: »Woher soll ich das wissen? Ich habe den Kurs ja nicht absolviert. Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden: Probiere es aus. Irgendetwas wirst du auf jeden Fall daraus lernen. Aktiv zu werden ist auf jeden Fall besser als das, was die meisten Menschen tun … nämlich gar nichts.«
Lieber Akademiker oder Kursteilnehmer?
Es gab noch einen Unterschied zwischen meinem reichen und meinem armen Vater. Mein armer Vater war Akademiker. Er glaubte an klassische Bildung. Wurde ein Kurs nicht von einer renommierten Universität angeboten, war das keine echte Bildung. Stand kein Doktortitel vor dem Namen des Dozenten, konnte er nichts taugen. Mein reicher Vater dagegen war Kursteilnehmer. Besonders viel hielt er von Dale-Carnegie-Kursen. Er fand sie praxisnah, nützlich und vom Zeitund Geldaufwand her relativ günstig. Über die Qualifikationen der Dozenten machte sich mein reicher Vater keine Gedanken.
Ihm kam es mehr auf ihre Ausstrahlung an. War ein Dozent langweilig, wurde er bei Carnegie nicht alt. Solche Kandidaten waren bald weg vom Fenster. Er konnte daher sicher sein, dass die Carnegie-Dozenten fesselnd vortragen und ihm das eine oder andere beibringen würden. Meinem armen Vater ging es um akademische Grade und Titel. Der Werdegang vom Jahrgangsbesten über den Bachelor zum Master und dann zur Promotion beeindruckte ihn. Titel und Grade sind in der Welt der E- und S-Quadranten wichtig.
Warren Buffett: Kursteilnehmer
Sogar Warren Buffett besucht Kurse. Er soll einmal gesagt haben: »Mein Collegeabschluss hängt in meinem Büro nicht an der Wand. Ich präsentiere lieber voller Stolz mein Zertifikat für den Dale-Carnegie-Kurs Sprechen vor Publikum. Ich habe nämlich erst lernen müssen, meine Hände und Füße stillzuhalten, wenn ich auf Aktionärsversammlungen sprechen sollte.« Warren selbst veranstaltet einen der gefragtesten Kurse der Welt – die jährliche Investorenkonferenz von Berkshire Hathaway – auch »Woodstock der Kapitalisten« genannt.
Die richtigen Lehrer
„Wach auf, du bist nicht allwissend“
Mein dreitägiger Kurs war fantastisch. Der Dozent war ein richtiger, echter Immobilieninvestor. Er war reich, finanziell unabhängig und zufrieden – eben alles, was ich auch sein wollte. Der Kurs war praxisnah, ohne viel Blabla. Der Dozent verwendete Beispiele aus dem wirklichen Leben, keine graue Theorie aus Lehrbüchern. Er sprach über seine Gewinne und seine Verluste. Und wie mein reicher Vater betonte er, wie wichtig es sei, Fehler zu machen. Sie seien unbezahlbare Fingerzeige, die einem sagten: »Wach auf, du bist nicht allwissend … Das musst du noch lernen.«
Er sprach darüber, wie wichtig gute Partner waren, und über die schmerzlichen Lehren, die ihm schlechte und vor allem unehrliche Partner erteilt hatten. Er sprach von Werten wie Vertrauen, Ehre und Bescheidenheit und davon, jeden, mit dem man zusammenarbeitete, freundlich und respektvoll zu behandeln. Für ihn war es eine Sünde, sich für klüger oder besser zu halten als andere – ein Verbrechen an seinen Mitmenschen.
Was einen echten Immobilieninvestor auszeichnet
Nach Ablauf der drei Tage stellte ich fest, dass ein echter Immobilieninvestor nicht in erster Linie Geld verdiente. Ein echter Immobilieninvestor war ein Immobilienunternehmer, der sicheren, bezahlbaren Wohnraum für Menschen schaffte. War er gut, dann verdiente er damit auch viel. Wer gut war, dem liehen die Banken noch mehr Geld. Wer gut war, wurde vom Staat steuerlich begünstigt. Er war Partner der Regierung, weil er tat, worauf es der Regierung ankam. Einem waschechten Immobilieninvestor ging es nicht darum, rege mit Immobilien zu handeln, um damit Veräußerungsgewinne zu erzielen. Wer das tut, sorgt dafür, dass Wohnraum immer teurer wird. Er möchte, dass die Preise steigen, und muss deshalb mehr Steuern zahlen.
Die meisten Aktienmarktanleger produzieren einen ähnlich hohen Durchsatz wie Immobilienhändler. Sie haben gar kein Interesse an den Vermögenswerten an sich, sie möchten nur, dass die Kurse steigen. Sobald ein ausreichend hoher Veräußerungsgewinn winkt, stoßen sie ihre Bestände ob – oft schon nach Tagen oder sogar Stunden. So verdienen sie ihr Geld. Aus diesem Grund sind die Steuern auf Veräußerungsgewinne, vor allem solche aus dem schnellen Kauf und Verkauf von Aktien, höher als die Steuern für passive Investoren, allen voran Immobilienanlegern, denen es um den
Cashflow geht.
Der größere Dummkopf
Wer schnelle Geschäfte macht, glaubt an die Anlagetheorie vom »größeren Dummkopf«. So jemand kauft und wartet dann, bis ein größerer Dummkopf daherkommt, als er selbst einer ist – jemand, der bereitwillig einen noch höheren Preis zahlt nämlich. Gewöhnlich wird der Wert der Anlage bei solchen Geschäften nicht gesteigert. Manche Immobilienspekulanten richten ein Objekt notdürftig her, bevor sie es wieder auf den Markt werfen. Doch im Grunde arbeiten sie mit solchen Immobilien- oder Aktiengeschäften für Einkommen. Spekulanten, ob auf dem Aktien- oder Immobilienmarkt, zahlen mehr Steuern als reinrassige Immobilieninvestoren.
Mehr über das Phantomeinkommen der Reichen:
„Warum die Reichen immer reicher werden“ von Robert T. Kiyosaki
Zur Schule gehen, hart arbeiten, sparen, ein Haus kaufen, Schulden begleichen und langfristig investieren – das ist für viele der schlechteste Weg, um reich zu werden! Robert T. Kiyosaki weiß, wovon er spricht: In seiner eigenen Vergangenheit erlebte er, dass es sein hart arbeitender »Poor Dad« nie zu etwas brachte, während sein Mentor »Rich Dad« Geld für sich arbeiten ließ und zu großem Wohlstand kam.
Doch warum schaffen so viele Menschen den Schritt hin zur finanziellen Freiheit nicht? Weil die Reichen über DIE Art finanzielle Bildung verfügen, die es ihnen ermöglicht, erfolgreich zu sein. Und die Armen? Sie lernen in der Schule vieles – nur nicht, wie man mit Geld umgeht. Die traditionelle Schul- und Universitätsbildung ist dafür verantwortlich, dass selbst hochgebildete Menschen ein Leben weit unter ihren Möglichkeiten leben.
Was Bildung in Sachen Finanzen wirklich ist, wie Sie diese erlangen und für sich nutzen können, zeigt Kiyosaki in seinem neuen Bestseller.