Eines Tages saß ich im Büro meines reichen Vaters, als er gerade telefonierte. Er sagte Dinge wie: »So, Sie sind heute also long? Wenn der Index fällt, welche Auswirkungen hat das auf den Spread? Okay, okay, okay, ich verstehe jetzt, wieso Sie den Optionen-Straddle kaufen, um diese Position zu decken. Gehen Sie bei dieser Aktie short? Wieso benutzen Sie keine Option, anstatt short zu gehen?« Nachdem mein reicher Vater den Hörer aufgelegt hatte, sagte ich: »Ich habe keine Ahnung, wovon du da redest. Investieren erscheint mir so verwirrend.«
Mein reicher Vater lächelte und gab zurück: »Das war nicht wirklich Investieren, über das ich da eben gesprochen habe.« »Es war nicht Investieren? Was war es dann? Es klang wie die Investoren aus Film und Fernsehen.«
Mein reicher Vater lachte laut auf und sagte: »Zunächst einmal hat das Investieren für unterschiedliche Leute unterschiedliche Bedeutungen. Deshalb erscheint es manchmal so verwirrend. Was die meisten Leute investieren nennen, ist nämlich gar kein Investieren. Sie reden über ganz unterschiedliche Dinge, glauben aber, sie meinen dasselbe.« »Was?«, sagte ich und verzog das Gesicht. »Die Leute reden über unterschiedliche Dinge, obwohl sie denken, dass sie über dasselbe sprechen?« Mein reicher Vater lachte noch mal. Die Lehrstunde hatte begonnen.
Investieren heißt für jeden etwas anderes
Als mein reicher Vater an diesem Tag mit der Lehrstunde begann, betonte er immer wieder den Kerngedanken: Investieren hat für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedeutungen. Im Folgenden werden zentrale Aspekte dieser wichtigen Lehrstunde vorgestellt.
Unterschiedliche Menschen investieren in Unterschiedliches
Mein reicher Vater erklärte mir einige Unterschiede in den Wertvorstellungen:
- Manche Menschen investieren in große Familien. Eine große, weitverzweigte Familie ist ein Mittel, die Altersversorgung der Eltern abzusichern.
- Andere Menschen investieren in eine gute Ausbildung, um einen sicheren Arbeitsplatz mit vielen Sachzuwendungen zu bekommen. Das Individuum und seine vermarktbaren Fähigkeiten werden zum Vermögenswert.
- Wieder andere Menschen investieren in externe Vermögenswerte. In den USA besitzen ungefähr 45 % der Bevölkerung Aktien. Die Zahl der Shareholder wächst, seitdem sich am Horizont immer deutlicher abzeichnet, dass Jobsicherheit und eine lebenslange Anstellung nicht länger garantiert sind.
Es gibt viele unterschiedliche Investmentprodukte
Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Investmentprodukten, zum Beispiel: Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Immobilien, Versicherungen, Rohstoffe, Sparbücher, Sammlerstücke, Edelmetalle, Hedgefonds usw. Jede dieser Gruppen kann in verschiedene Untergruppen unterteilt werden.
Aktien können in folgende Subkategorien unterteilt werden:
- Stammaktien
- Vorzugsaktien
- Optionsschein für Aktien
- Small Caps
- Blue Chips
- Wandelanleihen
- Technikaktien
- Industrieaktien
- und so weiter und so fort…
Immobilien können in folgende Subkategorien unterteilt werden:
- Einfamilienhaus
- Bürogebäude
- Einzelhandelsgebäude
- Mehrfamilienhaus
- Lagerhaus
- Gewerbliches Gebäude
- Bauerwartungsland
- Ackerland
- und so weiter und so fort…
Versicherungen können in folgende Subkategorien unterteilt werden:
- Kapitallebensversicherungen (auch auf Rentenbasis)
- Variable Universalversicherungen
- Gemischte Versicherungen
- Lebensversicherungen zur Absicherung des Ehepartners
- Lebensversicherungen zur Absicherung zum Beispiel von Hypotheken oder anderweitigen Verbindlichkeiten
- Lebensversicherungen für Pensionszusagen
- und so weiter und so fort…
Es gibt viele verschiedene Investmentprodukte. Jedes ist für einen anderen Zweck geschaffen. Auch deshalb kann die Thematik des Investierens so verwirrend sein.
Es gibt unterschiedliche Investmentverfahrenen
Mein reicher Vater benutzte das Wort »Verfahren«, um eine Technik, Methode oder Formel für das Kaufen, Verkaufen, Handeln oder Halten von Investmentprodukten zu beschreiben. Einige Verfahren sind zum Beispiel diese:
- Kaufen, halten und beten (langfristig)
- Kaufen und verkaufen (aktiv handeln)
- Verkaufen, dann kaufen (short, nicht gedeckt)
- Optionen kaufen und verkaufen (handeln)
- Wertpapiere/Fonds (Durchschnittskosteneffekt, langfristig)
- Vermitteln/brokern (keinen eigenen Handel betreiben)
- Sparen (sammeln)
Viele Investoren werden anhand ihrer Investmentmethoden und ihrer Produkte klassifiziert. Zum Beispiel:
- Ich bin ein Aktienhändler.
- Ich spekuliere mit Immobilien.
- Ich sammle seltene Münzen.
- Ich handle mit Rohstoff-Future-Optionsscheinen.
- Ich bin Daytrader.
- Ich glaube, Geld gehört auf die Bank.
All dies trägt zur allgemeinen Verwirrung bezüglich des Themas »Investieren« bei, weil zur Kategorie der Investoren auch Menschen zählen, die in Wirklichkeit zu folgenden Gruppen gehören:
- Zocker
- Spekulanten
- Händler
- Sparer
- Träumer
- Verlierer
Viele von ihnen nennen sich selbst »Investoren«, was sie technisch gesehen auch sind, allerdings trägt dies noch mehr zur Verwirrung bei.
Keiner ist auf allen Gebieten Experte
Mein reicher Vater pflegte zu sagen: »Investieren bedeutet für jeden etwas anderes.« Er betonte außerdem: »Es gibt keine einzige Person auf der ganzen Welt, die wirklich alles über das Investieren weiß.«
Jeder hat persönliche Vorlieben
Wer ein gutes Händchen für Aktien hat, wird behaupten: »Aktien sind das beste Investmentinstrument.« Immobilienliebhaber werden ebenso sicher sagen: »Immobilien sind die Grundlage jeglichen Wohlstands.« Für Menschen, die nichts von Gold halten, ist Gold »ein altmodischer Rohstoff«.
Kommen dann noch persönliche Vorlieben hinzu, ist die Verwirrung meist groß. Manche Leute werden sagen: »Diversifizieren Sie! Setzen Sie nicht alles auf eine Karte.« Andere, zum Beispiel Warren Buffet, Amerikas bekanntester Investor, rät: »Diversifizieren Sie nicht. Setzen Sie auf eine Karte und beobachten Sie diese gut.«
All diese persönlichen Vorlieben der selbst ernannten Experten tragen ihren Teil zur Verwirrung bei, die über das Investieren herrscht.
Derselbe Markt, aber unterschiedliche Richtungen
Ein Umstand, der auch zur Verwirrung beiträgt, ist, dass jeder Marktteilnehmer eine andere Meinung darüber hat, wohin sich der Markt bewegen wird oder wie es um die Zukunft der Welt bestellt ist. Wenn Sie sich die Finanznachrichten ansehen, werden Sie bei jedem Wirtschaftssender einen Experten finden, welcher der Meinung ist: »Der Markt ist überhitzt. Er wird in den nächsten sechs Wochen abstürzen.« Zehn Minuten später wird ein anderer Experte erscheinen und behaupten: »Die Kurse werden noch weiter steigen. Es wird keinen Crash geben.«
Zu spät eingestiegen
Einer meiner Freunde fragte mich neulich dies: »Jedes Mal, wenn ich von einer heißen Aktie höre, ist der Preis zu dem Zeitpunkt, an dem ich die Aktie kaufe, bereits wieder auf dem Weg nach unten. Ich kaufe zum Höchstpreis, weil es eine beliebte Aktie ist, und dann, einen Tag später, fällt der Kurs. Wieso steige ich immer zu spät ein?«
Eine andere Beschwerde, die ich oft höre, ist: »Der Aktienpreis fällt, also verkaufe ich. Am nächsten Tag geht er nach oben. Wieso passiert das?« Ich nenne dies das »Zuspäteingestiegen«-Phänomen beziehungsweise das »Zu früh verkauft«-Phänomen.
Das Problem beim Investieren in eine sehr beliebte Aktie oder in einen seit zehn Jahren beliebten Spitzenfonds ist, dass echte Investoren damit bereits eine Menge Geld verdient haben. Sie waren früh mit dabei und sind beim Höchstpreis ausgestiegen.
Für mich ist nichts frustrierender, als jemanden sagen zu hören: »Ich habe diese Aktie zu einem Preis von 2 Dollar gekauft und nun liegt der Preis bei 35 Dollar pro Aktie.« Solche Geschichten oder heißen Tipps sind unzuverlässig und oft frustrierend. Deshalb drehe mich einfach um und gehe, wenn ich jemanden über Wohlstand-über-Nacht oder schnelles Geld am Markt reden höre. Ich habe beschlossen, mir so etwas nicht mehr anzuhören, weil solche Geschichten nichts mit dem Investieren zu tun haben.
Warum investieren so verwirrend ist
Mein reicher Vater hob häufig Folgendes hervor:
»Investieren ist so verwirrend, weil es ein breitgefächertes Thema ist. Wenn du dich umsiehst, wirst du erkennen, dass Leute in viele unterschiedliche Dinge investiert haben. Sieh dir deine Haushaltsgeräte an. Dies sind alles Produkte von Unternehmen, in die Menschen investiert haben.
Du bekommst Strom von einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, in das Menschen investiert haben. Sobald du das verstanden hast, sieh dir dein Auto an: das Benzin, die Reifen, die Sitzgurte, die Scheibenwischer, die Zündkerzen, die Straßen, die Straßenmarkierung. Aber auch deine Softdrinks, deine Möbel zu Hause, dein Shoppingcenter, dein Lieblingsgeschäft, das Bürogebäude, die Bank, die Hotels, das Flugzeug über dir, den Teppich im Flughafen und so weiter.
Alle diese Dinge gibt es, weil jemand in die Unternehmen investiert hat, die solche Produkte bereitstellen, die dir das Gefühl geben, in einem zivilisierten Land zu leben. Das ist es, worum es beim Investieren eigentlich geht.«
Mein reicher Vater beendete seine Lektion über das Investieren mit folgender Bemerkung:
»Das Investieren ist so ein verwirrendes Thema für die meisten Leute, weil sie etwas investieren nennen, das diesen Namen gar nicht verdient.«
Mehr Tipps für erfolgreiches Investieren:
„Rich Dad’s Investmentguide“ von Robert T. Kiyosaki
WIE KANN ICH INVESTIEREN, wenn ich gar kein Geld übrig habe? Ist Investieren zu riskant? Soll ich Immobilien oder besser Aktien kaufen? Robert T. Kiyosaki hat nahezu alle Fragen schon einmal gehört, wenn es darum geht, wie Sie Ihr Geld am besten investieren sollten. In Rich Dad’s Investmentguide hat er erstmals alle Praxis-Tipps zusammengestellt.
In 18 Lektionen gibt Kiyosaki einen Einblick in das Investmentverhalten der Reichen. Er zeigt, welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten, welche Kennzahlen Sie benutzen sollten und wie Sie Stück für Stück vom Arbeitnehmer zum Investor werden, der Geld für sich arbeiten lässt. Rich Dad’s Investmentguide ist nach den Bestsellern Rich Dad Poor Dad und Cashflow Quadrant der dritte Baustein auf dem Weg zur individuellen finanziellen Freiheit.