Warum im wirklichen Leben oft nicht die Klugen, sondern die Kühnen vorankommen
Letztens habe ich eine Fernsehsendung über die Geschichte eines jungen Mannes namens Alexander Graham Bell angesehen. Bell hatte gerade seine Erfindung, das Telefon, patentieren lassen und bekam wachsende Probleme, da die Nachfrage nach seiner neuen Erfindung so enorm war. Da er ein größeres Unternehmen brauchte, ging er zu einem Riesen jener Zeit, Western Union, und fragte sie, ob sie sein Patent und sein kleines Unternehmen kaufen würden.
Er wollte hunderttausend Dollar für alles zusammen. Der Präsident der Western Union äußerte sich abschätzig und lehnte das Angebot ab, da er den geforderten Preis für lächerlich hielt. Der Rest ist Geschichte. Eine Multimilliarden-Dollar-Industrie entstand, und AT&T wurde geboren.
Und mein Interesse war geweckt
Gleich im Anschluss an die Geschichte über Alexander Graham Bell wurden die Abendnachrichten gesendet. Dort wurde über Stellenstreichungen bei einem ortsansässigen Unternehmen berichtet. Die Arbeiter waren wütend und beklagten sich, dass die Eigentümer des Unternehmens unfair wären. Ein gekündigter Manager im Alter von etwa 45 Jahren stand mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern vor dem Werkstor und flehte das Sicherheitspersonal an, ihn zur Unternehmensleitung vorzulassen, um sie zu bitten, die Kündigung zu überdenken. Er hatte gerade ein Haus gekauft und fürchtete nun, es zu verlieren. Die Kamera zoomte auf diesen flehentlich Bittenden, sodass ihn alle Welt sehen konnte. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass meine Aufmerksamkeit geweckt war.
Was uns zurückhält – und warum
Seit 1984 unterrichte ich. Es ist eine großartige Erfahrung und ich empfinde dies als Belohnung. Zugleich ist es sehr beklemmend, da ich Tausende von Menschen unterrichtet habe und mir dabei klar geworden ist, dass sie alle – und da nehme ich mich nicht aus – eines gemeinsam haben: Jeder von ihnen verfügt über ein unglaubliches Potenzial, und jeder wurde mit bestimmten Talenten gesegnet. Dennoch hält uns alle ein gewisser Grad an Selbstzweifeln zurück. Es ist nicht so sehr der Mangel an sachlichen Informationen, sondern vielmehr unser mangelndes Selbstvertrauen. Manche Menschen haben stärker damit zu kämpfen als andere.
Sobald die meisten von uns Schule und Universität verlassen haben, wird ihnen auf oft unsanfte Weise klar, dass der Studienabschluss oder die Noten nicht mehr so wichtig sind. Im wirklichen Leben wird etwas mehr verlangt. Man nennt es Mumm, Chuzpe, Courage, Kühnheit, Beherztheit, Gerissenheit, Wagemut, Beharrlichkeit und Genialität. Diese Faktoren entscheiden letztendlich viel mehr als die Schulnoten über die Zukunft eines Menschen.
Wir alle tragen einen Helden in uns
In unserem Inneren tragen wir alle einen dieser mutigen, brillanten und kühnen Helden. Es gibt auch die Kehrseite dieser Wesensart. Charaktere, die voller Angst auf die Knie sinken und wenn nötig betteln. Nach einem Jahr in Vietnam als Pilot bei der Marine waren mir diese beiden Seiten meines Charakters wohl vertraut. Dabei ist die eine nicht wertvoller als die andere.
Doch in meiner Funktion als Lehrer erkannte ich, dass übertriebene Angst und Selbstzweifel die größten Gegner der persönlichen Schöpferkraft sind. Es brach mir das Herz, wenn ich sah, dass meine Schüler die Antworten kannten, aber keinen Mut hatten, entsprechend zu handeln. Im wirklichen Leben kommen oft nicht die Klugen, sondern die Kühnen voran.
Dem inneren Genie eine Chance geben
Warum sollte man also seinen finanziellen IQ entwickeln? Die Antwort steckt in Ihnen. Ich kann Ihnen jedoch sagen, warum ich selbst es tue: Weil es die aufregendste Zeit ist, die man erleben kann. Ich würde Änderungen eher begrüßen als befürchten. Die spannende Vorstellung, Millionen zu verdienen, ist weitaus interessanter als die Sorge, keine Gehaltserhöhung zu bekommen. Diese Epoche, in der wir uns befinden, ist eine sehr aufregende Zeit, beispiellos in der Weltgeschichte. Nach vielen Generationen werden die Menschen auf diese Zeit zurückblicken und bemerken, was für eine aufregende Ära dies gewesen sein wird. Sie wird der Tod des Alten und die Geburt des Neuen gewesen sein, voller Durcheinander und Spannung.
Warum also sollten Sie sich quälen, um den eigenen finanziellen IQ zu entwickeln? Weil Sie enorm erfolgreich sein werden, wenn Sie das tun. Wenn Sie nicht aktiv werden, wird diese Zeitperiode für Sie erschreckend sein. In dieser Zeit wird man beobachten können, wie Menschen kühn voranschreiten, während sich andere an brüchige Rettungsringe klammern.
Alte Ideen sind die größte Verbindlichkeit
Vor dreihundert Jahren bedeutete Land Reichtum. Wer Land sein Eigen nannte, besaß auch den Reichtum. Dann kamen die Fabriken und die Produktion. Der Reichtum gehörte den Industriellen. Heute sind es Informationen. Und die Person, die als Erste die Information verwertet, besitzt den Reichtum. Das Problem ist, dass Informationen mit Lichtgeschwindigkeit um die ganze Welt verbreitet werden können.
Der neue Reichtum lässt sich nicht mit Grenzen oder Zäunen umgeben wie das Land und die Fabriken. Die Veränderungen werden schneller und folgenschwerer ausfallen. Die Zahl der neuen Multimillionäre wird dramatisch ansteigen, ebenso wie die Zahl derjenigen, die den Anschluss verpassen. Heute sehe ich so viele Menschen, die kämpfen, indem sie oft mehr und mehr arbeiten, einfach weil sie sich an alten Ideen festklammern. Sie wollen, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind, sie widersetzen sich den Veränderungen.
Ich kenne Menschen, die ihren Arbeitsplatz oder ihre Häuser verlieren und dafür der Technik oder der Wirtschaft oder ihrem Chef die Schuld geben. Bedauerlicherweise sind sie nicht in der Lage zu erkennen, dass sie selbst das Problem sein könnten. Alte Ideen sind die größte Verbindlichkeit, und zwar deshalb, weil die wenigsten verstehen, dass die Idee oder die Art, etwas zu tun, gestern durchaus ein Vermögenswert war, aber dass gestern bereits vorbei ist.
Spielerisch lernen, wie Geld funktioniert – geht das?
Eines Nachmittags unterrichtete ich Investition und verwendete das Brettspiel CASHFLOW als Unterrichtsmaterial. Eine Freundin hatte eine Bekannte mitgebracht. Diese war frisch geschieden und bei der Scheidungsregelung schlimm benachteiligt worden und suchte jetzt einige Antworten. Ihre Freundin dachte, dass ihr mein Kurs helfen könnte.
Das Spiel wurde entworfen, um den Menschen leichter verständlich zu machen, wie Geld funktioniert. Wer das Spiel spielt, lernt viel über die Wechselwirkung von Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanz. Man erfährt, wie das Geld zwischen den beiden fließt und wie der Weg zum Reichtum Bemühungen erfordert, den monatlichen Geldfluss aus den Vermögenswerten so zu erhöhen, dass er die monatlichen Kosten übersteigt. Wer das erreicht hat, kann dem Hamsterrad entkommen und auf die Überholspur gelangen.
Wenn man zu früh die Segel streicht
Wie schon gesagt, manche Leute hassen das Spiel, manche lieben es und andere können es einfach nicht verstehen. Die Bekannte der Freundin versäumte eine wertvolle Gelegenheit, etwas zu lernen. In der Eröffnungsrunde zog sie eine Karte mit einem Boot. Zunächst war sie glücklich »Oh, ich habe ein Boot bekommen!« Als ihre Freundin dann versuchte, ihr zu erklären, wie sich die Zahlen auf ihre Gewinn- und Verlustrechnung sowie ihre Bilanz auswirken, war sie frustriert, weil sie Mathematik noch nie gemocht hatte.
Die anderen Spieler an ihrem Tisch warteten, während ihre Freundin ihr weiter die Beziehung zwischen der Gewinn- und Verlustrechnung, der Bilanz und dem monatlichen Cashflow erklärte. Plötzlich, als sie verstand, wie die Zahlen funktionierten, dämmerte ihr, dass die Kosten ihres Bootes sie bei lebendigem Leib auffraßen. Im weiteren Verlauf des Spiels wurde sie arbeitslos und bekam ein Kind. Für sie war es ein schreckliches Spiel.
Nach der Unterrichtsstunde kam sie vorbei und sagte mir, dass sie verärgert sei. Sie sei zum Kurs gekommen, um etwas über Investitionen zu lernen, und die Idee, so viel Zeit für ein blödes Spiel zu verplempern, gefalle ihr nicht. Ihre Freundin versuchte ihr klar zu machen, dass sie sich selbst erforschen solle, um zu erkennen, ob sich ihre eigene Lage irgendwie im Spiel widerspiegelte. Daraufhin verlangte die Frau ihr Geld zurück. Sie sagte, dass schon die Idee, ein Spiel könne ein Spiegel ihrer selbst sein, lächerlich sei. Sie bekam die Kursgebühr umgehend zurückerstattet und ging.
Warum direktes Widerspiegeln so wichtig ist
Seit 1984 habe ich Millionen damit verdient, nur das zu tun, was das Schulsystem nicht leistet. In der Schule halten die meisten Lehrer Vorträge. Als Schüler habe ich das gehasst, sie haben mich schnell gelangweilt und meine Gedanken schweiften ab. Daher habe ich begonnen, mit Hilfe von Spielen und Simulationen zu unterrichten. Ich ermunterte die erwachsenen Kursteilnehmer, sich Spiele anzusehen, weil diese das widerspiegelten, was sie schon wussten und was sie noch lernen mussten. Genau dieses Widerspiegeln des menschlichen Verhaltens ist das Wichtigste dabei. Es ist ein System mit sofortiger Rückmeldung. Statt sich den Vortrag eines Lehrers anhören zu müssen, gibt Ihnen das Spiel über die direkte Rückmeldung eine auf Sie zugeschnittene, ganz persönliche Lektion.
Die Freundin der Frau, die gegangen war, rief mich später an, um mir den neusten Stand zu berichten. Sie sagte, dass es ihrer Freundin gut gehe und dass sie sich beruhigt hätte. In ihrem entspannten Zustand hatte sie eine gewisse Beziehung zwischen dem Spiel und ihrem Leben erkennen können. Wenn sie und ihr Mann auch kein Boot hatten, besaßen sie doch alles Mögliche andere. Sie war nach der Scheidung einerseits wütend, weil er mit einer Jüngeren durchgebrannt war, andererseits auch, weil sie in 20 Ehejahren kaum wirkliche Vermögenswerte geschaffen hatten. Es gab tatsächlich nichts, was sie aufteilen konnten. In 20 Ehejahren hatten sie unglaublich viel Spaß gehabt, aber alles, was sie angehäuft hatten, war ein Haufen Schnickschnack, mit dem sie nun nichts mehr anfangen konnten und der eigentlich völlig wertlos war.
Sich auf das Feedback der Welt einlassen
Sie erkannte, dass ihr Ärger beim Umgang mit Zahlen, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz aus ihrer Beschämung darüber kam, dies nicht zu verstehen. Sie hatte geglaubt, Finanzen seien Männersache. Sie hielt das Haus in Ordnung und kümmerte sich um Geselligkeit und er befasste sich mit den Finanzen. Jetzt war sie sich ziemlich sicher, dass er in den letzten fünf Ehejahren Geld vor ihr auf die Seite geschafft hatte. Sie war über sich selbst verärgert, sowohl, weil sie nicht besser aufgepasst hatte, wo das Geld hingekommen war, als auch weil sie nichts von der anderen Frau gewusst
hatte.
Genau wie ein Brettspiel gibt uns auch die Welt ständig und unmittelbar Rückmeldung. Wir könnten eine Menge lernen, wenn wir uns mehr darauf einstellen würden. Vor Kurzem beklagte ich mich bei meiner Frau, dass meine Hose in der Reinigung eingegangen sein musste; meine Frau lächelte sanft und pikste mir mit ihren Fingern in den Bauch, um mir klar zu machen, dass nicht die Hose eingelaufen war, sondern dass etwas anderes in die Breite gegangen war, ich.
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„Rich Dad Poor Dad“ von Robert T. Kiyosaki
Warum bleiben die Reichen reich und die Armen arm? Weil die Reichen ihren Kindern beibringen, wie sie mit Geld umgehen müssen, und die anderen nicht! Die meisten Angestellten verbringen im Laufe ihrer Ausbildung lieber Jahr um Jahr in Schule und Universität, wo sie nichts über Geld lernen, statt selbst erfolgreich zu werden.
Robert T. Kiyosaki hatte in seiner Jugend einen »Rich Dad« und einen »Poor Dad«. Nachdem er die Ratschläge des Ersteren beherzigt hatte, konnte er sich mit 47 Jahren zur Ruhe setzen. Er hatte gelernt, Geld für sich arbeiten zu lassen, statt andersherum. In Rich Dad Poor Dad teilt er sein Wissen und zeigt, wie jeder erfolgreich sein kann.